AllgemeinesDie Untersuchung ist für den Patienten sicher(auf Grund des natürlichen Schamgefühls) unangenehm,nicht jedoch für den Untersucher. Ärzte, die sich speziell mitErkrankungen des Enddarms und des Afters befassen,sind es gewöhnt, diese Untersuchungen durchzuführen.Die Ängste der Patienten, während der UntersuchungStuhl oder Winde zu verlieren, sind völlig unbegründet.In meiner über fünfundzwanzigjährigen Tätigkeitin der Chirurgie und Proktologie sind derartigeunangenehme Situationen für die Beteiligten nochnicht vorgekommen. Der Arzt wird in jeden Fall versuchen,Schmerzen für den Patienten zu vermeidenund versuchen, das Schamgefühl des Patientendurch eine vertrauensvolle Atmosphäre zu reduzieren.In manchem Fällen ist es notwendig, den Enddarm vorder Untersuchung durch einen kleinen Einlauf zur reinigen.In der Regel ist dies sicher nicht notwendig, da derEnddarm bei einem gesunden Patienten nicht stuhlgefüllt ist.Der Patient kann die Untersuchung dadurch vereinfachen,in dem er versucht, sich möglichst zu entspannenund den Aufforderungen des Untersuchers Folge zu leisten.Position des PatientenLinksseitenlage (SIMS Position)Der Patient legt sich auf einer flachen Untersuchungsliegeauf die linke Seite und zieht die Knie an den Bauch.Auf diese Weise hat der Untersucher Zugang zum Afterund dem Enddarm. Dies ist die bei uns die üblicheUntersuchungsposition.Steinschnittlage (Gynäkologische Position)Die Untersuchung erfolgt in einem speziellen proktologischenUntersuchungsstuhl, ähnlich einem gynäkologischen Stuhl.Auf diese Weise hat der Untersucher Zugang zum Afterund dem Enddarm. Bei Patientinnen mit einerBeckenbodensymptomatik hat der Untersucher zudemdie Möglichkeit, den gynäkologischen Bereich aufVeränderungen zu untersuchen.Bezeichnung der Position von VeränderungenProktologen haben sich darauf geeinigt, Veränderungen desAfters und des Enddarmes gleichförmig zu beschreiben.Hierzu wird der kreisrunde After wie eine Uhr eingeteilt.Vorne (bei der Frau zur Scheide, beim Mann zum Penis)ist 12°° Uhr, hinten 6°° Uhr. Die typischen Hämorrhoidalpolsterfinden sich z. B. bei 3°°, 7°° und 11°° Uhr. Auf diese Weisekann die Position eines erkrankten Bereiches exakt beschriebenund von jedem anderen Arzt wieder gefunden werden.Der UntersuchungsgangInspektionDie Untersuchung beginnt mit einer Betrachtung (Inspektion)des Afterbereiches. Hierbei wird die Haut auf Veränderungen(z B. Rötungen, Schwellungen, nässende Stellen,Hautfalten=Marisken) untersucht. Anschließend wird derBereich um den After abgetastet, um z. B. Verhärtungenund druckschmerzhafte Stellen zu finden. Der After wird nunleicht und vorsichtig etwas auseinander gezogen. Dabei lassensich Veränderungen wie Analfissuren und kleinere Polypen,Fisteln und vorfallende Hämorrhoiden erkennen.Unter Umständen wird mit einem feinen Watteträgerdie Empfindlichkeit der Region im Bereich des Afters(Sensibilität) überprüft.Rektal-digitale UntersuchungNach Eincremen des Afters mit einem Gleitmittel erfolgt nundas Einführen des Fingers in den Enddarm. Der Patient wirddabei aufgefordert leicht, wie zur Stuhlentleerung zu Pressen.Dies erleichtert grundsätzlich das Einführen des Fingersoder proktologischer Instrumente und vermeidet Schmerzen.Nochmal: Die Ängste des Patienten, bei der UntersuchungStuhl oder Luft zu entleeren, ist völlig unbegründet.Die jetzt folgende, so genannte rektal-digitale Untersuchung,ist der wichtigste Teil der proktologischen Untersuchung.Der erfahrene Proktologe ist in der Lage, sich einumfangreiches Bild über Erkrankungen des Afters unddes Enddarmes zu machen. Beurteilt wird die zunächst dieWeite des Analkanals, ebenso wie die Spannung derSchließmuskulatur (Tonus). Somit kann eine eventuellvorliegende Enge (Stenose) des Afters oder einSchließmuskelkrampf bereits erkannt werden. Polypen,Narben, Fibrome, Fisteln können im Bereich des Analkanalsertastet werden. Weiter innen erfolgt das kreisrunde Austastendes Enddarmes. Mehr als 20% aller Enddarmtumore könnenbereits im frühen Stadium durch diese Untersuchung entdecktwerden. Beurteilt wird zudem die Weite und Dehnbarkeitder Darmwand, Ausbeulungen der Darmwand nach vornebei Frauen (s. Rektozele) und die Prostatawand bei Männern.Die anatomische Unversehrtheit der Muskulatur des Analkanalswird durch das Austasten überprüft, außerdem wird der Patientaufgefordert zu Kneifen und zu Pressen, um die Funktion unddas Zusammenspiel der Muskeln zu überprüfen.Hämorrhoiden kann man nur tasten, wenn chronischeVeränderungen oder Thrombosen vorliegen.Proktoskopie (Spiegelung des Analkanals)Ein Proktoskop ist ein 10 bis 15 cm langes Rohr mit einemDurchmesser um die zwei Zentimeter, für bestimmteErkrankungen, für Jugendliche und Kinder stehen auchdünnere Geräte zur Verfügung. Zum Einführen des Rohresbesitzt das Proktoskop einen Innenteil, der wie eineabgerundete Kirchturmspitze geformt ist und dadurchdas Einführen in den Enddarm erleichtert und Verletzungendes Enddarmes vermeidet.Dieser Innenteil kann dann entfernt und eine Lichtquelleangebracht werden. Zum Einführen des Proktoskops wirdder Patient wieder aufgefordert, leicht zu Pressen. Das mitGleitgel eingeschmierte Proktoskop wird nun mit sanftemDruck mit leicht drehenden Bewegungen eingeführt,anschließend der Innenteil entfernt und die Lichtquelleangebracht.Das Proktoskop ermöglicht die Betrachtung des unterenEnddarms, der Hämorrhoidalzone und des Analkanals.Entzündliche Veränderungen im Bereich des Enddarmes(Proktitis), Polypen, Fibrome und vor allem Blutungsquellenkönnen erkannt werden. Beim Zurückziehen des Proktoskopsfinden sich vielleicht Vernarbungen, Fisteln und Einrisseder Analkanalhaut (Fissuren).Zudem dient das Proktoskop der Bestimmung des Stadiumsbeim Hämorrhoidalleiden. Allerdings sind sich mittlerweileviele Proktologen darüber einig, dass das Stadium desHämorrhoidalleidens mit der Proktoskopie häufig zu niedrigeingestuft wird. Das heißt, dass nach der Voruntersuchungzweitgradige Hämorrhoiden sich in Narkose oft als drittgradigerweisen, da der Schließmuskel in einer Narkose vollkommenentspannt ist. Dies hat natürlich Konsequenzen für die Wahldes Behandlungsverfahrens.Wir fordern daher während der Untersuchung mit demProktoskop den Patienten auf, zu pressen. Dadurch istein Vorfall von Hämorrhoiden oder Enddarmschleimhautund ein innerer Rektumvorfall leichter erkennbarBestimmte Behandlungsformen des Hämorrhoidalleidens(z. B. die Hämorrhoidensklerosierung) werden durchdie Öffnung des Proktoskopes durchgeführt. Dies kannohne Betäubung geschehen, da die Schleimhaut desEnddarmes und damit der Ort, an dem die Therapie erfolgt,völlig schmerzunempfindlich ist.Rektoskopie (Spiegelung des Enddarmes)Auch bei dem Rektoskop handelt es sich um ein Rohrmit ca. 20 mm Durchmesser (für spezielle Untersuchungenauch dünner) und besitzt einen herausnehmbaren Innenteilund einen Ansatz für eine Lichtquelle. Im Unterschied zumProktoskop ist das Rohr allerdings 20 bis 30 cm langund besitzt einen luftabdichtenden Aufsatz und die Möglichkeit,mit einem kleinen Ballon Luft in den Darm zu pumpen.Die Wände des Enddarmes liegen normalerweisein leerem Zustand aufeinander. Um eine Betrachtung derDarmwand zu ermöglichen, muss die Wand des Enddarmesdaher mit Luft gedehnt werden. Nach Einführen des Gerätesmit Gleitgel unter leichtem Pressen des Patienten wirdder Innenteil entfernt und der luftdichte Aufsatz angebracht.Nun erfolgen die Spiegelung und das Vorschieben desGerätes unter Sicht. Hierzu wird etwas Luft in den Darmgepumpt, um die Darmwand zu entfalten. Dies ist zwar nichtschmerzhaft, erzeugt aber bei dem Patienten einen leichtenund unangenehmen Stuhldrang.Auch bei dieser Untersuchung sind die Ängste des Patienten,Stuhl oder Luft ungewollt zu entleeren völlig unbegründet,da der untersuchende Arzt den Druck im Darm jederzeitkontrolliert.Mit dem Rektoskop kann die Wand des Enddarmesin der Regel bis zu zwanzig Zentimetern schmerzlosauf entzündliche Veränderungen, Polypen und Tumoreuntersucht werden.Mit der Entfernung des Rektoskops endet die proktologischeBasisuntersuchung. Nahezu 80% aller Erkrankungen desEnddarmes können auf diese Weise diagnostiziertund eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.Für den Rest der Erkrankungen, z. B. chronische Verstopfungund Stuhlinkontinenz, sind weitere Untersuchungen erforderlich.Hinweis:Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Chirurgieempfehlen bei allen Patienten über 50 Jahre zwingendeine Vorsorgeuntersuchung durch eine kompletteDarmspiegelung, um Polypen oder bösartige Erkrankungendes restlichen Darmes sicher auszuschließen.Sind in der Familie Darmkrebserkrankungen bekannt,beginnt diese Vorsorge früher.