Allgemeines Da jedem Leistenbruch eine “Schwäche” oder “Lücke”der Muskulatur zu Grunde liegt, ergibt sich, dass die einzig mögliche Therapie ist, die “Schwäche” oder “Lücke” zu beseitigen bzw. zu verschließen. Andere Maßnahmen, wie zum Beispiel Bruchbänder oder Korsagen sind nicht in der Lage, dem Druck aus dem Bauchraum entgegen- zuwirken und damit den Vorfall der Eingeweide zu verhindern. Solche Bruch- bänder führen allenfalls auf Dauer zur Schädigung der Haut durch den ständig ausgeübten Druck von außen. Operation(en) Der Leistenbruch ist eine Erkrankung, die schon seit ewigen Zeiten bekannt ist. Nachdem Operationen in Narkose möglich wurden, gab es bereits im 19 Jhdt. Operationsverfahren zur Therapie dieser Erkrankung. Eine der berühmtesten Operationsmethoden, die über Jahrzehnte zum Standard wurde beschrieb der italienische Chirurg Edoardo Bassini bereits 1890. Seitdem wurden zahlreiche Methoden entwickelt. Nachteilder Methode nach Bassini und anderer Methoden war die relativ hohe Rückfallquote der Operation (bis 18%). Der nächste Durchbruch bezüglich der Verfahren gelang dem kanadischen Chirurgen Edward Earle Shouldice. Die nach ihm benannte Operationsmethoden, seit Ende der 80er Jahre nahezu Standard in der ganzen Welt, gehört zu den am meisten nachuntersuchten Operationsverfahren überhaupt. Trotz der exzellenten Verbesserung der Rückfallquoten (je nach Studie zwischen 2 und 10%) war die Entwicklung damit nicht zu Ende. Der ehemalige Ordinarius der RWTH Aachen Prof. Dr. Volker Schumpelick hat in der BRD diese Operationsmethode verbreitet und wissenschaftlich untersucht. Er entwickelte die derzeit gebräuchliche Klassifikation der Leistenhernien. Es zeigte sich, dass die Ergebnisse alterabhängig waren. Die direkte Naht der Muskellücke, wie bei Shouldice in mehreren Schichten, scheint bei Patienten über einem Alter von 30 Jahren nicht auszureichen, um dauerhaft einen Rückfall zu verhindern. Neue Materialien in der Medizintechnik, vor allem gut verträgliche Kunststoffe, ließen den Gedanken entstehen, die ohnehin schwache Muskulatur im Bereich der Leiste durch solche Materialien zu verstärkten. Irving Lester Lichtenstein, amerikanischer Chirurg, war der erste Operateur, der solche Kunststoffnetze für die Reparatur von Leistenbrüchen nutzte. Auch diese Operationsmethode verbreitete sich Ende der 80er Jahre weltweit und gilt in den USA als Goldstandard. Seitdem wurde die Struktur und Zusammensetzung ständig verbessert. Ebenso die Gewebeverträglichkeit. Aber: Alle oben genannten Methoden haben einen weiteren Nachteil. Durch die Leiste verlaufen mehrere Hautnerven, die bei Irritation durch Naht, durch die Vernarbung oder durch die eingesetzten Kunststoffnetze irritiert werden können, dies führt zum Problem des chronischen Leistenschmerzes (bei bis zu 14% der operierten Patienten). Zudem muss sich der Patient bei allen oben angeführten Methoden eine Zeit (je nach Methode 6 Wochen bis zu 3 Monaten) körperlich schonen, damit die Muskulatur gut zusammenwächst und stabil vernarbt und/oder die implantierten Kunststoffnetze gut und stabil einheilen. Dies läßt unsere heutige Arbeitswelt vielfach nicht zu. Vor allem durch die Technik der Minimal Invasiven Chirurgie (Knopflochchirurgie), die sich seit Anfang der 90er Jahre rasant weiterentwickelte, war die logische Konsequenz, den Leistenbruch “von innen” zu reparieren, bzw. die Muskulatur der Leiste von innen durch Kunststoffnetze zu stabilisieren. Dies führte zur Entwicklung von zwei konkurrierenden Verfahren, die bezüglich der Ergebnisse gleichwertig sind und ebenfalls in großen Studien (nach)untersucht wurden: TEP (Total Extraperitoneale Hernienplastik) Dieses Minimal invasive Verfahren hat weite Verbreitung gefunden. Der Bauchraum wird bei dieser Methode nicht eröffnet. Die Präparation erfolgt zwischen Muskelschicht und Bauchfell. Das Kunststoffnetz wird im Bereich der Hinterwand der Leiste positioniert. Die Implantation erfolgt über kleine Schnitte im Bereich des Nabels und des rechten und linken Mittelbauches. Die Operation erfolgt in Voll- narkose und wird mittels Kamera und Spezialinstrumenten durchgeführt. Prof. Dr. Ferdinand Köckerling (Chefarzt Vivantes Klinikum Spandau), Leiter der umfangreichsten Qualitätssicherungsstudie (Herniamed) hat diese Operationsmethode in der BRD weit verbreitet und große Studien zu den Ergebnissen dieser Operationsmethoden veranlasst und begleitet. TAPP  (Transabdominale präperitoneale Netzimplantation) Bei dieser Methode wird das Kunststoffnetz durch den Bauchraum eingebracht. Ähnlich wie bei der Minimal Invasiven Entfernung der Gallenblase wird über drei kleine Schnitte der Bauchraum eröffnet, mit Spezialinstrumenten und unter Videokontrolle das Kunststoffnetz im Bereich der Leiste implantiert. Prof. Dr. Reinhard Bittner (jetzt EuromedClinic Fürth) propagierte diese Operationsmethode und führte Nachuntersuchungen an über 10.000 operierten Patienten durch. Die Entwicklung der Hernienchirurgie ist noch lange nicht zu Ende. Zahlreiche neue Methoden werden entwickelt, derzeit zum Beispiel vor allem in den USA die Operationsmethode nach Rutkow. Umfangreiche Untersuchungen und vor allem Langzeitergebnisse zu diesen Operationsmethoden liegen noch nicht vor. Ebenso ist die technische Entwicklung der Materialien, vor allem der Kunststoff- netze lange noch nicht abgeschlossen. Um eine langfristige Untersuchung alle Methoden zu gewährleisten, wurde auf Inititative der Hernienchirurgen und vor allem der Deutschen Gesellschaft für Hernienchirurgie eine der größten Studien zur Qualitätssicherung gestartet, an der viele Kliniken und Chirurgisch-operative Praxen teilnehmen. Die Teilnahme an dieser Studie ist freiwillig. Informationen zur Qualitätssicherung Herniamed unter
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