AllgemeinesDie Defäkographie ist eine Funktionsuntersuchung zurDarstellungen von Störungen des Enddarmes und derbenachbarten Organe bei einer Beckenbodenschwäche.Die Untersuchung kann einerseits unter der Röntgen-durchleuchtung mit Kontrastmittel im Sitzen (konventionelleDefäkographie) oder mit Hilfe der Füllung des Darmes miteinem Ultraschallgel im Liegen durch ein Magnetresonanz-tomogramm (in der "Röhre") erfolgen.Die Untersuchung ist auf Grund des natürlichen Schamgefühlesunangenehm, da der Patient während der Untersuchungdas Gel aus dem Darm entleeren muss, um die Funktions-störungen und krankhaften Veränderungen des Beckenbodensnachzuweisen.Aus einer Serie von Röntgen- oder Magnetresonanzbildernwird dann mit Hilfe eines Computers ein Film erstellt.Die Defäkographie ist derzeit die einzige Methode, umErkrankungen des Enddarms, der Harnblase und der weiblichenGeschlechtsorgane auf Grund einer Beckenbodensenkungzu diagnostizieren. Im Bereich des Enddarms lassen sichVeränderungen wie Rektozelen, innere Einstülpungen(Intussuszeption und Prolaps) und andere Funktionsstörungenwie die Ursache einer Inkontinenz oder Störungen desZusammenwirkens der Beckenbodenmuskulatur(Dyskoordination) nachweisen und darstellen. Das Ausmaßder Veränderungen kann ausgemessen werden.Im Bereich der weiblichen Geschlechtsorgane sindVeränderungen, wie die Gebärmuttersenkung oder derVorfall der Gebärmutter zu erkennen. Ebenso können Senkungder Harnblase und die damit verbunden Beschwerden mitDrang- und Stressinkontinenz dargestellt werden. Zudemzeigen sich aber auch Veränderungen des gesamtenBauchraumes wie z. B. der innere Darmvorfall (Enterozele).Konventionelle DefäkographieBei dieser Untersuchungsmethode wird der Enddarm miteinem Kontrastmittel durch den After gefüllt. Eine spezielleVorbereitung im Sinne einer Darmreinigung ist in der Regelnicht erforderlich. Unter Umständen wird die Scheide miteinem kontrastmittelgetränkten Tampon dargestellt und/oderzusätzlich ein Kontrastmittel in die Vene gespritzt, um dieHarnblase zusätzlich zu kontrastieren.Nach diesen Vorbereitungen wird der Patient gebeten,auf einer Kunststofftoilette hinter einem Vorgang Platz zunehmen. Der Röntgenarzt wird den Patienten nun auffordern,bestimmte Muskeln des Beckenbodens aktiv zu bewegen(durch Kneifen, Pressen und Entspannen) und anschließendden Darm zu entleeren. Während dessen bedient derRöntgenarzt das Durchleuchtungsgerät und erstellt eine Serievon Röntgenaufnahmen, die die verschiedenen Funktions-zustände des Beckenbodens im Bild darstellen. Aus diesenAufnahmen wird mit Hilfe eines Computers ein Film erstellt(Video-Defäkographie). Diese Aufnahmen helfen demProktologen und/oder Beckenbodenspezialisten, dieBeschwerden eines Patienten zu erklären und die richtigeTherapieform für die Erkrankung zu wählen.Vorteile der konventionellen Defäkographie:Da die Untersuchung in "normaler" Entleerungsposition aufeiner Toilette im Sitzen erfolgt, sind krankhafte Veränderungensehr deutlich zu erkennen. Insbesondere für die Diagnostikder Rektozele und des "inneren" Rektumvorfalls(Intussuszeption) gibt es derzeit keine bessereUntersuchungsmethode.Nachteile der konventionellen Defäkographie:Die Untersuchungsmethode beinhaltet eine gewisseStrahlenbelastung durch die Röntgenstrahlen. DasHauptproblem ist allerdings die Anwesenheit des Röntgen-arztes während der Untersuchung. Auf Grund des natürlichenSchamgefühls sind daher einige Patienten nicht in der Lage,entspannt die geforderten Übungen und die Entleerungdurchzuführen. Daher werden die Untersuchungsergebnisseoft verfälscht. Bei Patienten mit Unverträglichkeiten gegenüberKontrastmitteln kann die Untersuchung nicht durchgeführtwerden.MR - DefäkographieBei dieser Untersuchungsmethode wird der Enddarm miteinem Gel (in der Regel durchsichtiges Ultraschallgel) durchden After gefüllt. Eine spezielle Vorbereitung im Sinne einerDarmreinigung ist in der Regel nicht erforderlich. EineKontrastierung von Scheide oder Harnblase ist bei dieserUntersuchung nicht erforderlich, da diese Organe sich in derMagnetresonanztomographie genauso wie die Beckenboden-muskulatur von selbst darstellen. Nach der Vorbereitung wirdder Patient gebeten, sich auf den Röntgentisch der Röhre zulegen. Der Röntgenarzt ist im Nachbarraum und leitet denPatienten wie bei der konventionellen Defäkographie an,die Beckenbodenmuskulatur aktiv zu betätigen(Kneifen, Pressen, Entspannen) und sich anschließend aufdem Röntgentisch (keine Ängste, der Tisch ist mit einerUnterlage oder einer Erwachsenenwindel geschützt) zuentleeren. Während der Untersuchung werden Serien-aufnahmen aufgenommen, die dann per Computer zueinem Film zusammengesetzt werden.Vorteile der MR - Defäkographie:Die Untersuchung erlaubt eine verbesserte Darstellungaller Unterbauchorgane. Harnblase, Gebärmutter und Scheideund die gesamte Muskulatur des Beckenbodens werdendargestellt. Es entsteht auf Grund der Aufnahmetechnik beidem Magnetresonanzverfahren keine Belastung mitRöntgenstrahlen und kann daher, z. B. zur Kontrolle einesoperativen Eingriffs beliebig oft wiederholt werden. Einweiterer Vorteil besteht darin, dass der Untersucher sichnicht im gleichen Raum befindet und damit die natürlichenSchamgrenzen nicht ganz so stark "beansprucht" werden.Nachteile MR - Defäkographie:Da die Entleerung im Liegen in einer unnatürlichen Positionstattfindet, sind die Veränderungen vor allem im Bereich desEnddarmes nicht so deutlich zu erkennen, wie bei derEntleerung im Sitzen. Vor allem der innere Vorfall desEnddarmes (Intussuszeption, Rektumprolaps) ist schlechterdarstellbar.Die Zukunft ?Die Industrie hat bereits die ersten Magnetresonanzgeräteentwickelt, die eine Untersuchung im Stehen oder Sitzenerlauben. Mit solchen Geräten könnten die Vorteile beiderMethoden gebündelt werden.
MR Defäkographie: Patientin mit einem totalenVorfall der Harnblase bei massiver Beckenboden-senkung. Unten nachgezeichnet: Harnblase grün,Scheide und Gebärmutter blau, Enddarm rot.Patientin mit massiven Entleerungsproblemen derHarnblase
MR Defäkographie: Patientin mit großer Rektozeleund Abkippung des Analkanals nach hinten.senkung. Unten nachgezeichnet: Harnblase grün,Scheide und Gebärmutter blau, Enddarm rot.Patientin mit schweren Entleerungsstörungen desEnddarms und chronischer Verstopfung.
MR Defäkographie: gleiche Patientin wie oben.Vermessungslinien für das Ausmaß der Becken-bodensenkung eingezeichnet.
MR Defäkographie: gleiche Patientin wie oben.Eingezeichnet ist die Abkippung des Analkanals.
MR Defäkographie: Patientin mit schwerenEntleerungsstörungen bei massiv erweitertemEnddarm und Rektozele. Die Messung ergabeine Beckenbodensenkung von über 8 cm (Normbis 4 cm).
MR Defäkographie: Patientin mit schwerenEntleerungsstörungen. Große Rektozele.Alle Bilder in Zusammenarbeit mitProf. Dr. med. B. Kreft