Wichtige Konstruktionsprinzipien Versuchen Sie einmal, zwei Klarsichthüllen oder Frischhaltefolien aufeinander zu legen und diese gegeneinander zu bewegen. Dies wird kaum möglich sein, weil die beiden Folien fest aneinander haften. Versuchen Sie es erneut, in dem Sie zwischen den Folien etwas Wasser auftragen. Schon lassen sich die Folien problemlos gegeneinander verschieben. Stellen Sie sich vor, dass die Frischhaltefolie noch stabiler und reisfester ist, zudem den Flüssigkeits- film selber produziert und vollgestopft ist mit Abwehr- zellen. Dann haben Sie eines der wichtigsten Bau- prinzipien im menschlichen Körper verstanden. Überall dort, wo Organe gegeneinander bewegt werden, finden Sie dieses Prinzip. In Gelenken findet man die Gelenkinnenhaut (Synovia) und Gelenkflüssigkeit. Auf der Außenseite von Gelenken, wo sich die Haut über dem Knochen verschieben muss (z. B. am Ellenbogen), finden sich die Schleimbeutel. Aber auch die inneren Organe müssen sich gegen- einander bewegen. So ist der gesamte Brustraum und die Lunge mit einer solchen dünnen “Folie” bedeckt, dem Rippenfell. Im Brustraum findet sich zudem in dem Zwischenraum zwischen den beiden Folien ein Unterdruck, der die Lunge auseinander hält. Das Bauchfell (Peritoneum) Der gesamte Bauchraum ist ebenfalls mit einer solchen “Folie” komplett bedeckt, und zwar sowohl auf der Bauchwandseite als auch auf dem Darm. Diese Struktur nennt sich Bauchfell oder Peritoneum. Dieses Bauchfell bedeckt insgesamt eine Fläche von 1,6 - 2 qm, produziert ca. 50 ml Flüssigkeit pro Tag, enthält eine große Zahl von Schmerzsensoren und ist vollgestopft mit Abwehrzellen (z. B. weißen Blutkörperchen). Das Bauchfell ist in der Lage, Verletzungen rasant abzudichten, ebenso Flüssigkeit zu resorbieren (aufzunehmen) und in den Blutkreislauf zurückzuführen. Entsteht eine Entzündung im Bauch, (z. B. eine Blinddarmentzündung) versucht das Peritoneum, die Entzündung abzuwehren. Flüssigkeit zum “spülen” wird produziert, weiße Abwehrzellen vermehrt in den Bauchraum abgegeben und der natürliche Klebstoff Fibrin produziert. In dieser Phase findet man bei einer Ultraschall- untersuchung im Bauchraum die so genannte “freie” Flüssigkeit, ein indirektes Zeichen für eine Entzündung im Bauchraum. Wird das Bauchfell mit der Entzündung nicht “fertig”, vermehren sich die Blutgefäße im Bauchfell, die Produktion der oben genannten Faktoren wird erhöht und es entsteht Eiter und sogenannte Fibrinbeläge. Der Patient hat eine Bauchfellentzündung, eine Peritonitis. Verbunden ist dies auf Grund der im Bauchfell eingelagerten Schmerzsensoren mit massiven Schmerzen. Das große Netz (Omentum majus) Das Bauchfell hat im Bauchraum für die Abwehr von Entzündungen einen Helfer. Vom quer verlaufenden Teil des Dickdarms und vom Magen ausgehend, bedeckt eine Fettschürze von ca. 40 x 30 cm Größe die gesamte Vorderseite des Bauchraumes. Diese Fettschürze nennt der Mediziner das “große Netz”, lateinisch Omentum majus. Dieses ist gut beweglich und daher excellent in der Lage, Entzündungen zu bedecken und abzukleben. Folgen einer Bauchfellentzündung oder Verletzung Als Folge der Abwehrmaßnahmen kann das große Netz und das Bauchfell miteinander verkleben. Es entstehen Narben und Verwachsungen, so genannte Adhäsionen. Häufigste Ursache für solche Adhäsionen sind Operationen im Bauchraum. Trotz vielfacher Versuche mit verschiedenen Medikamenten und Substanzen ist es in der Chirurgie noch nicht gelungen, solche Verwachsungen zu vermeiden. Sie treten auch nicht immer auf, bei Minimal Invasiven Eingriffen scheinen Adhäsionen seltener zu entstehen. Häufig finden sich Verwachsungen nach Blinddarm- entfernungen, Magen- und Darmdurchbrüchen und nach gynäkologischen Operationen. Durch die Verwachsungen ist der Darm unter Umständen in der Bewegung eingeschränkt, es könne Abknickungen und Engstellen entstehen. Manchmal findet man Verwachsungsstränge, die wie eine Kordel durch den Bauchraum ziehen (Briden). Diese können den Darm so stark einschnüren, das dieser regelrecht eingeklemmt wird. Es entsteht ein Darmverschluss. Symptome Eine akute Einklemmung von Darmschlingen im Bauchraum macht sich durch ein akutes Schmerz- ereignis bemerkbar. Es entstehen zudem starke Krämpfe. Chronische Verwachsungen machen sich durch immer wiederkehrende Schmerzen an einer gleichbleibenden Stelle bemerkbar. Es bestehen unter Umständen Stuhlunregelmäßigkeiten und Krämpfe. Sowohl Verstopfungen als auch Durchfälle sind möglich. Diagnostik Die Verwachsungen selbst lassen sich kaum darstellen und erkennen. Im Ultraschall läßt sich manchmal die eingeschränkte Beweglichkeit des Darmes darstellen. Bei einer akuten Situation hilft neben dem Ultraschall ein Röntgenbild des Bauchraumes, ggf. auch ein Computertomogramm, um einen Darmverschluss sicher nachzuweisen. Röntgenbilder mit Kontrast- mittel zeigen einen verzögerten Transport des Kontrastmittels durch den Darm, es lassen sich unter Umständen Engstellen und “Stauungen” des Kontrastmittels nachweisen. Therapie Sind Verwachsungen nachgewiesen, ist eine operative Lösung dieser Adhäsionen notwendig. Das beste Verfahren ist, wenn möglich, das laparoskopische Minimal Invasive Verfahren. Bei akuten Beschwerden mit Darmverschluss (Ileus) ist in einigen Fällen eine Notfalloperation erforderlich.
Das große Netz: Omentum majus
Gallenblase
Leber
Typische Verwachsung im Unterbauch nach gynäkologischer Operation, Fettgewebe mit der Bauchdecke verwachsen
Breite Verwachsung im rechten Oberbauch, eine Darmschlinge ist fest an der Bauchwand fixiert. Voroperation: Gallenblasenentferung über Leibschnitt bei vereiterter Gallenblase
Bauchfellentzündung mit Eiter und Fibrin im Bauchraum; Ursache: “Blinddarmdurchbruch” Sofortige Operation nach der stationären Aufnahme, Patient klagte über Schmerzen über 48 Stunden und ging nicht zum Arzt
Flächenhaft Verwachsung des großen Netzes mit der vorderen Bauchdecke nach Magen- operation
Typische, häufige Verwachsung im rechten Unterbauch nach Blinddarmoperation, es finden sich Lücken, in denen sich unter Umständen Darm einklemmen kann
Strangartige Verwachsung im Bereich der rechten Leiste nach Leistenbruch-Operation, so genannte Rutkow Technik
Zarte Verwachsung in der rechten Leisten- region nach Leistenbruch Operation, Technik nach Shouldice. Durch die zarte Verwachsung ist das dünne Bauchfell erkennbar. Es über- zieht als dünne Schicht den gesamten Bauchraum.
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